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Eure Erfahrungen: von der EÜR zur Bilanzierung

Verfasst: 11.04.2017, 15:27
von Hanzo2012
Hallo zusammen,

bislang mache ich für das Finanzamt eine EÜR, aber letztes Jahr habe ich die magische Grenze von 60.000 € Gewinn überschritten. Nun erwarte ich, dass das Finanzamt mich irgendwann im Laufe des Jahres (nachdem ich meine Steuererklärung abgeschickt habe) auffordern wird, ab 2018 von der EÜR zur Bilanzierung (doppelte Buchführung) zu wechseln.

Ich würde mich freuen, wenn ihr eure Erfahrungen mit mir teilen würdet, insbesondere:

- Hattet ihr vielleicht Glück, und das Finanzamt hat euch weiterhin eine EÜR machen lassen? (habe gelesen, dass das vorkommt)
- Falls ihr zuvor die EÜR selbst angefertigt habt, habt ihr dann auch die Bilanzierung selbst gemacht, oder war euch das zu kompliziert und habt ihr darum lieber einen Steuerberater angeheuert?
- Wie viel mehr Aufwand bedeutet die Bilanzierung für einen "Web Worker" im Vergleich zur EÜR?

Danke!

Verfasst:
von

Verfasst: 11.04.2017, 16:35
von Bodo99
Bei 60k empfehle ich den Gang zum Steuerberater, der die Buchhaltung gleich mit macht. Hier zu geizen, bedeutet einen viel höheren Geldwert am Ende unter Umständen zu verlieren, wenn man das selbst macht.

Verfasst: 12.04.2017, 08:13
von alexhell
Ich denke, gerade bei kleinen Gewerben kann man so etwas mit etwas Mühe auch selber machen. Ist dann nicht so gut, wie vom StB, aber "funktioniert".

Vom Aufwand her (wenn man weiß, wie es geht UND man die Überleitungsbilanz gemacht hat) ca. 25% mehr.

Nur spätestens bei der Prüfung langt das Finanzamt bei Selbstbuchern oft zu. Ich hab schon mehrfach Prüfer "zurückgepfiffen". Ich frage mich dann immer, was machen die erst, wenn sie einem Laien gegenüberstehen.

Ein weiterer Punkt ist, dass man sich auf sein Kerngeschäft konzentieren kann.

Verfasst: 12.04.2017, 11:14
von Hanzo2012
Ich verdiene 95% mit Werbung, Affiliates etc.
Kosten habe ich so gut wie keine außer Server, Domains und Bürokram. Ich mache alles selber und bezahle niemanden.
Da frage ich mich, inwiefern ein Steuerberater etwas anders machen könnte als ich. Wenn es etwas zu "tricksen" gibt, dann am ehesten bei den Ausgaben - aber wenn es fast nichts gibt, kann er auch keine herbeizaubern, oder? ;)

Verfasst: 12.04.2017, 11:38
von Bodo99
Stimmt schon. Aber der Steuerberater kennt im Detail die mannigfaltige und rechtssichere Auslegung von "Steuergestaltung". Vielleicht sind ja doch mehr Kosten da, als dir zunächst bewusst war. Ich lasse alles über den Steuerberater machen, samt Buchhaltung. Klar kostet mich das etwas, aber so kann ich mich auf meine Kernaufgaben konzentrieren und muss keine Angst haben, bei den Steuern etwas falsch zu machen. Aber jeder wie er mag.

Ich hatte jetzt auch schon bei zwei meiner Firmen eine Umsatzsteuersonderprüfung, wegen AdSense und Amazon. Ich war froh, dass ich diesbezüglich nicht mit dem Finanzamt rumeiern musste.

Mein Finanzamt hat mir auch ab 2016 eine Bilanzierung aufgebrummt. Da ich mich damit aber nicht auskenne und auch keinen Bock drauf habe, gebe ich diese Arbeit eben an den Steuerberater ab. Daher kann ich dir zu deinen Hauptfragen leider auch keine hilfreichere Antwort geben.

Verfasst:
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Verfasst: 12.04.2017, 14:06
von heinrich
Hanzo2012 hat geschrieben:Da frage ich mich, inwiefern ein Steuerberater etwas anders machen könnte als ich.
Wenn man die Zeit hat, sich auch durch den Paragrafendschungel durchzuarbeiten oder wenn man einen netten Finanzbeamten hat, bei dem man Tipps bekommt (ja, die gibt es wirklich!), dann sollte man einmal ein oder zwei Jahre einen Steuerberater ranlassen - das kann man dann danach ja alleine fortschreiben!
Also ich habe etwa immer einen erklecklichen Anteil meiner Wohnung als Betriebsstätte und Besprechungsraum inklusive aller Abgaben wie Strom, Heizung usw. absetzen können, und schließlich braucht man auch ein Sofa, auf dem man seine Ideen ordnen kann ;-)

Verfasst: 12.04.2017, 15:25
von alexhell
Man sollte nicht zu einem Steuerberater gehen, weil man Steuern spart, sondern, weil man sich die Zeit spart.

Gerade bei schlanken Freiberuflern/Dienstleistern ist die Buchhaltung unspektakulär. Neben der Zeitersparnis hat man aber auch noch Vorteile, dass der StB darauf achtet, dass die Rechnungen korrekt sind und bei einer Betriebsprüfung unterstützt.

Hinsichtlich des Wechsels: Hast Du viele offene Rechnungen? Hast Du Anlagevermögen usw.? Hier ändert sich die Bewertung von EÜR auf Bil.

Verfasst: 12.04.2017, 23:54
von Bodo99
alexhell hat geschrieben:Man sollte nicht zu einem Steuerberater gehen, weil man Steuern spart, sondern, weil man sich die Zeit spart.
Amen. Man spart Zeit & ggf. Stress. Außerdem Arbeit. Ich als chronischer Faulpelz bin allergisch auf zusätzliche, sinnlose Arbeit wie Steuerfirlefanz.

Verfasst: 25.06.2017, 13:20
von Hanzo2012
So, jetzt ist der Brief vom Finanzamt gekommen - ich bin ab 2018 buchführungspflichtig und soll spätestens am 30.01.2018 eine Eröffnungsbilanz einschicken. Einige von euch dürften das doch auch schon hinter sich gebracht haben, oder?
Wie gesagt, ich verdiene fast alles über Online-Werbung. Ich verschicke normalerweise keine Rechnungen, da Google & Co. ja von sich aus das Geld überweisen. Nur hin und wieder programmiere ich Software per Auftrag.
Offene Forderungen, Warenbestände, Schulden, Kredite etc. gibt es alles nicht. Mein PC ist schon vollständig abgeschrieben. Diese Eröffnungsbilanz dürfte sich dann ziemlich langweilig gestalten, oder (also alles Nullen)?

Nachtrag: Hab nächste Woche Termine mit drei verschiedenen Steuerberatern. Hoffentlich finde ich den richtigen ;)