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F*ckt sich Google damit nicht selbst ins Knie?

Verfasst: 14.06.2018, 10:33
von supervisior
Mal vollkommen losgelöst von der Datenschutzgrundverordnung beschäftigt mich schon seit Urzeiten die Frage, ob Google bzw. das Adwords Programm für sich selbst geschäftsschädigend ist. Was ich damit meine, ist dieses Auktionsprinzip, das letztlich die Klickpreise und in Folge dessen die Einnahmen der Publisher maßgeblich beeinflusst.

Dazu mal ein Beispiel:

Es gibt Märkte/Branchen, die von nur wenigen Anbietern regelrecht dominiert werden und alle weiteren kleineren Anbieter förmlich untergehen und das unabhängig vom Werbemedium. Wenn nun diese dominierenden Anbieter in allen Werbemedien, insbesondere aber z.B. TV omipräsent sind und den Leser/Zuschauer/Nutzer mit Werbung förmlich überfluten, kommt es irgendwann zu einer Sättigung, bzw. dem Nutzer wird die Werbung förmlich ins Hirn eingebrannt.

Überträgt man das jetzt auf Adsense und der Adwords Methodik mit dem Autktionsprinzip können es sich diese dominierenden Anbieter leisten nahezu immer die höchsten Click Preise zahlen zu können und stechen den Rest so gut wie aus. Wegen dieser Omnipräsenz in den Werbemedien und dem sich nie ändernden Werbeangeboten sinkt gemutmaßt der Anreiz auf deren Adsense Anzeigen zu klicken. Nachdem nur die Clicks bezahlt werden müssen, bekommen diese Anbieter quasi fast dauerhaft Werbeplatz förmlich geschenkt, weil deren Ziel es gar nicht ist, dass die Anzeigen angeklickt werden, sondern einfach nur Werbung gezeigt werden soll, um dem Nutzer den Anbieter noch weiter ins Hirn einzubrennen.

Die Qunitessenz ist, Google bekommt kein Geld und der Publisher erst recht nicht. Sehe ich die Sache falsch?

Mein CPC und RPM ist zwar dauerhaft rel. hoch, aber das macht sich bei den Einnahmen nicht bemerkbar. Blockiere ich probehalber die Anzeigen dieser Anbieter, gehen diese Werte in den Keller, aber díe Klicks werden mehr, aber mit Einnahmen zum Vergessen! :(

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Re: F*ckt sich Google damit nicht selbst ins Knie?

Verfasst: 14.06.2018, 10:42
von Hanzo2012
supervisior hat geschrieben:Sehe ich die Sache falsch?
Ja, denn bei der Auktion zählt nicht der pure Klickpreis, sondern dieser wird mit einem "Qualitätsfaktor" multipliziert, der u. A. die Klickwahrscheinlichkeit abbildet. Anzeigen, die selten geklickt werden, kosten also mehr pro Klick und umgekehrt.

Verfasst: 14.06.2018, 11:00
von supervisior
Sorry, immer noch nicht verstanden. Was hilft ein noch so hoch (oder niedrig) prognostizierter Wert, wenn Einnahmen erst dann generiert werden, wenn jemand auf eine Anzeige klickt? Ein hoher RPM ist zwar schön anzuschauen, aber wenn niemand klickt, ist dieser Wert für mich als Publisher goar nix wert und hilft auch Google nix. Es muss ja geklickt werden. Keine Klicks -> Keine Einnahmen für Publisher, aber auch keine Kosten für den Werbetreibenden, oder nicht?

Verfasst: 14.06.2018, 11:10
von Hanzo2012
Natürlich muss geklickt werden. Wenn man aber die Klickwahrscheinlichkeit recht gut kennt (und das tut Google, weil sie riesige Datenmengen haben, aus denen sie sie sehr gut abschätzen können), dann ist es ganz einfache Statistik. Und je mehr Anzeigeneinblendungen du hast, desto weniger wird das tatsächliche Ergebnis vom theoretisch zu erwartenden Ergebnis abweichen (Gesetz der großen Zahlen).

RPM = 1000 * zu erwartender Gewinn pro Anzeigeneinblendung = Klickpreis * Klickwahrscheinlichkeit

Das Ganze ist mehr oder weniger ein Zufallsexperiment. Indem man die Anzeige mit dem höchsten RPM auswählt, maximiert man seinen zu erwartenden Gewinn.

Stell dir vor, ich gebe dir zwei Möglichkeiten:
A) Du wirfst eine Münze. Bei Kopf zahle ich dir 100 € (= "Klickpreis").
B) Du wirfst einen Würfel. Bei einer 6 zahle ich dir 200 €.

Wofür entscheidest du dich? Natürlich für A, denn da liegt dein zu erwartender Gewinn bei 50 €. Bei B liegt er nur bei ~33 €. Bei Möglichkeit B kriegst du zwar mehr pro "Klick", aber ein Klick hat nur eine Wahrscheinlichkeit von 1/6, also ~16,7%. Bei A kriegst du zwar nur 100 € pro "Klick", aber die Wahrscheinlichkeit liegt dafür auch bei 1/2, also 50%! Natürlich kann es passieren, dass du mit B Glück hast und mit A Pech. Aber je öfter du das wiederholst, desto besser wird A performen (Gesetz der großen Zahlen). Genau so ist das mit den Anzeigen auch.

Wie du richtig erkannt hast, wäre Google schön blöd, wenn sie einfach die Anzeige mit dem höchsten Klickpreis (Gebot) gewinnen lassen würden. Darum beziehen sie auch die Klickwahrscheinlichkeit mit ein.

Verfasst: 14.06.2018, 11:19
von supervisior
Okay, so weit verstanden, aber das löst immer noch nicht meinen Knoten zum Haupthema. Wenn es diesen besagten dominierenden Anbietern gewissermaßen wurscht ist, wie hoch der RPM einer Seite ist, weil diese wissen es geht nur um Flagge zeigen, bzw. die Klickrate ist eher niedrig, habe ich dann recht oder hab ich recht mit meiner Annahme, dass diese quasi for free Werbeplatz bekommen?

Verfasst: 14.06.2018, 11:22
von Hanzo2012
supervisior hat geschrieben:Wenn es diesen besagten dominierenden Anbietern gewissermaßen wurscht ist, wie hoch der RPM einer Seite ist, weil diese wissen es geht nur um Flagge zeigen, bzw. die Klickrate ist eher niedrig, habe ich dann recht oder hab ich recht mit meiner Annahme, dass diese quasi for free Werbeplatz bekommen?
Nein, denn wenn die Klickrate niedrig ist, müssen die halt entsprechend mehr pro Klick bezahlen, um die Auktion gewinnen zu können.

Verfasst: 14.06.2018, 11:34
von supervisior
Spätestens jetzt sind wir in einer Endlosschleife.... Keine Klicks -> Keine Kosten.

Mal ein weiteres Beispiel aus der Vergangenheit. Es gab mal diesen Ab-in-den-Urlaub Anbieter dessen GeFü beim Geldbeschaffen kurios mitm Flieger abgestürzt ist. Die haben genau dieses Prinzip genutzt um jeden Tag jeden Wettbewerber ins Leere haben laufen lassen, aber unterm Strich fast nix für Anzeigen bezahlt haben, eben weil diese Anzeigen so stark publiziert wurden, dass (fast) keiner mehr draufgeklickt hat, aber das gar nicht das Ziel war. Letztendlich gibts für diesen Zweck ja auch diese CPM Anzeigen

Verfasst: 14.06.2018, 12:30
von Hanzo2012
supervisior hat geschrieben:Spätestens jetzt sind wir in einer Endlosschleife.... Keine Klicks -> Keine Kosten.
Wenn die Klickrate einer Anzeige wirklich extrem niedrig ist, dann ist ihr Qualitätsfaktor so gering, dass sie quasi gar nicht mehr geschaltet wird.

Verfasst: 14.06.2018, 12:53
von supervisior
Okay und das weißt Du sicher?

Nehmen wir mal an, dass das so ist, dann wäre es aber ein leichtes alle 3 Tage neue Anzeigen/Kapagnen zu starten und schon umgehe ich das?! Praktiziert wird das in jedem Fall! Ob es dem Zweck dient eine Ausblendung zu umgehen, weiß ich allerdings nicht

Verfasst: 14.06.2018, 13:10
von Hanzo2012
Kann schon sein, dass sowas gemacht wird ...
Aber hättest du eine Idee, was Google dagegen tun könnte (außer zu versuchen das irgendwie zu erkennen)?

Verfasst: 14.06.2018, 13:20
von supervisior
Ich zerbrech mir eigentlich nicht den Kopf für Google. Die Jacke ist bekanntlich näher als die Hose. :) Google wird das auch nicht einfach teilnahmlos tolerieren/ignorieren, sondern einfach abwägen. Einnahmen über diese "Nutznießer" werden ja trotzdem fließen und sind gemutmaßt vermutlich immer noch höher als Einnahmen der zahlreichen kleineren Anbieter, die aber bei den Auktionen mangels Budget nicht mithalten können. Zumindest wäre damit zu erklären, warum Google das Spiel mitspielt. Ganz blöd sind die ja auch nicht! ;)

Gehen wir nun aber mal davon aus, dass es defacto möglich wäre, verbleibt aber nur die Erkenntnis, dass man nichts dagegen tun kann außer Adsense den Rücken zu kehren und zu verteufeln, dass Google keinen Wettbewerb hat! War da nicht schon mal die Rede von Zerschlagung.....? ;)

Verfasst: 14.06.2018, 18:25
von Rem
Na ja. Es gibt die mikroökonomische Betrachtung (die Auktion spezifisch für Deine Seite) als auch die makroökonische Betrachtung. Das ganze Umfeld - z.B. die Konkurrenzsituation...

Die Auktion fängt für Dich spezifisch ja bei Null an und je mehr Anzeigen vorhanden sind, desto grösser ist die Chance, dass etwas zählbares resultiert.

Das Problem ist wohl, dass einige Kleinwebmaster NUR Adsense zur Monetarisierung haben und Adsense laufen lassen, egal was resultiert. Wäre das umgekehrt - also die Leute würden Google Adsense ausbauen wenn fast nix rauskommt - würden für die restlichen Publisher wieder mehr Anzeigen zur Verfügung stehen.

Also es würde sich ein Gleichgewicht einstellen, wo sozusagen die meisten Webmaster mit einem durchschnittlichen Invest eine faire Rendite erhalten würden.

Bei mir ist das bei Adsense nicht der Fall. Daher investiere ich keinen Cent mehr in "Adsense-Projekte".

Ich verhalte mich insofern logisch. Das aber auch nur, weil ich meine Hauptseiten mit grösserer Rendite anders monetarisiere.

Nur noch als Anmerkung:
"Dumping": also der Verkauf von Werbeplätzen, so dass die Rendite zu klein ist, nützt vorderhand Google, weil die Anzeigenkunden dadurch gegenüber anderen Netzwerken Geld sparen. Kommt hinzu, dass die Kunden, welche billige Placements buchen, EHER auch noch die viel teurere Suche buchen. Wir alle machen Werbung für YT und die Suche.

Das alles nützt Google. Und wenn über die Suche und YT mehr reinkommt als über Mio von Kleinseiten, was stört sich Google an Unserer persönlichen Situation?

Verfasst: 14.06.2018, 18:37
von supervisior
Nicht, dass ich das jetzt kritisieren will, was Du da jetzt aus der Distanz von min. 50 Mio. Lichtjahren versuchst zu relativieren und damit jeden Publisher zum Vollidioten degradierst, aber was ich da in den Raum geworfen habe, betrifft ja ausnahmslos jeden Publisher, der Anzeigen aus einem Werbenetzwerk einbindet, das genauso funktioniert wie Adwords.

Klammere Publisher mal aus, weil dieses besagte Funktionsprinzip überall funktioniert, also auch in den SERPS, Youtube oder wo auch immer sich Adwords Anzeigen finden lassen.

Verfasst: 14.06.2018, 18:46
von Rem
Nein. Du hast einfach nicht das Thema oder die Anzahl Nutzer, die Dir ermöglichen würden, Dein Projekt mit einer Rendite laufen zu lassen, die Du erwartet hättest... bzw. zum Leben brauchst.

Dass Du Dich als Vollidiot bezeichnest, stammt von Dir. Ich denke eher, dass gewisse Webmaster einfach unflexibel sind. Thematisch oder von den Möglichkeiten der Monetarisierung her gesehen.

Vielleicht nutzt Du "Vollidiot" auch eigenreflektorisch, weil Du schon länger auf einen Erfolg wartet und nichts gescheites resultiert.

Hatte ich persönlich auch. Daher würde ich ja auf Adsense scheissen. Ich habe Adsense übrigens auf 12 Projekten, weil ich keine Alternativen für die Projekte habe. Und das nervt effektiv.

Nur hatte ich auf einem Projekt z.B. 100 EUR im Monat, dann fing Google an, plötzlich Flugreisen und Bilder der Stadt selbst einzublenden, was 50% Besucher weniger bedeutete und 50% weniger RPM. Lustig. Mein ganzes Invest hat sich in Luft aufgelöst.

Und dann steht man tatsächlich als Vollidiot da.

Schlimmer ist es, ein Konzept zu haben und das über Jahre durchzustieren, OBWOHL einem Google dauernd auf den Kopf scheisst.

Warum macht man das? Warum gibt es "Vollidioten", die als "Hobbywebmaster" den Markt kaputt machen und noch vom Deutschen Staat mit Hartz 4 alimentiert werden?

Vielleicht ist hier das Problem zu suchen: Dass einige der Webmaster nicht wirklich gezwungen sind, zwischen "Job" und "Selbständigkeit" zu entscheiden, wenn der Staat ständig alimentiert.

Sonst wären einige von uns (auch hier im Forum) schon längst auf dem Bau am arbeiten.

Und ja: Natürlich nimmt Google dankbar jeden auf, der seine Inhalte zum Dumpingpreis verkauft. Die ganze Schar an Kleinwebmastern, die Hobbymässig rumpfuschen und den Markt kaputtmachen. Genau davon profitiert Google.

Verfasst: 14.06.2018, 18:57
von supervisior
Mist, jetzt hab ich mir als Vollidiot selbst ins Knie gef*ckt.... Wie konnte ich ausgerechnet Dir diese Steilvorlage bieten... zefix ;)

Geh mal bitte davon aus, dass ich nicht von Adsense alleine lebe, sondern ich Adsense gerade mal dazu nutze, um den freien Platz aufzufüllen und die Adsense Anzeigen so einbinde, dass dadurch noch mehr optische Harmonie entsteht. Ja, das geht wirklich. :)

Nichtsdestotrotz stelle ich Werbefläche zur Verfügung und die hätte ich aus gewinngieriger Sucht einfach gern bezahlt, auch wenn diese Art von Monetarisierung erfolgsabhängig, sprich erst durch Clicks, vergütet wird. Wenn also mein Dienst augenscheinlich "missbraucht" wird, dann darf man zumindest mal darüber nachdenken, ob das OK ist, oder?