Recap: Die OMK 2019 – eine facettenreiche Konferenz

Nina Fricke  Nina Fricke in Veranstaltungen am 26. September 2019

Auf der 8. OMK trafen am Donnerstag, den 19.09.2019 in Lüneburg rund 1.500 Teilnehmer auf 40 Vorträge und 50 Speaker, die auf 7 Stages zu allen Themengebieten rund um SEO, SEA, Online-Marketing, Big Data, KI und weiteren spannenden Themen referierten.

OMK Apfel
Das Hauptgebäude der Leuphana Universität, in der sonst Studierende die Ohren spitzen, bot zwischen den Vorträgen genügend Raum für Networking und Austausch mit anderen Teilnehmern und mit den Referenten. Im Foyer fanden sich dazu verschiedene Aussteller, die Marketern und SEOs den Firmenalltag versüßen wollten – ob mit gesunder Ernährung, passender Software oder Mittagspausen- bzw. Feierabend-Zockerei (z. B. das beliebte Pong von Atari als Live-Game in Form eines Spieltisches).

Wer sich vorab noch keinen genaueren Plan überlegt hatte, welche Vorträge er sich anhören wollte, stand zu Beginn dann vor riesigen Programm-Tafeln – es wurde eine vielfältige Auswahl geboten. Man wollte nichts verpassen, teilweise überschnitten sich natürlich Vorträge, und so hatte man die sogenannte Qual der Wahl. Aus den 8 Vorträgen, die ich auf der OMK 2019 besucht habe, möchte ich für die Leser des ABAKUS-Blogs die Inhalte von drei Vorträgen zusammenfassen. Für mich waren diese ausgewählten Vorträge nachhaltig und vielleicht ziehen Sie daraus ja auch die ein oder andere wichtige Erkenntnis für sich, die vielleicht sogar für Ihre tägliche Arbeit spannend und wertvoll sein wird… Hier sind sie also, meine Top-3-Vorträge der OMK 2019:

Vortrag 1: Viva con Agua – Unsere schönsten Social Media Fails

Moritz Meier, Leiter Marketing & Fundraising – Viva con Agua de Sankt Pauli e.  V.
Der Tag startete mit einer kalten Dusche – aber weniger für mich, sondern eher für den Verein Viva con Agua de Sankt Pauli e.  V. Der Leiter der Abteilung Marketing & Fundraising, Moritz Meier, berichtete von den Top-5-Social-Media-Fails des Vereins. Ehrlich und mutig, wie ich finde, denn so oft wird eher von Firmen und ihren „Goals“ berichtet – und nun ja, solange man aus Fehlern lernt, sind sie doch eigentlich etwas ganz Fabelhaftes, oder nicht?
Neben vier weiteren Fehltritten war einer der gravierendsten Social-Media-Fails des Vereins, der seit 2009 besteht und regelmäßig versucht, Menschen als Spender für weltweite Wasserförderprojekte zu gewinnen, der „Hackerangriff“ auf den Instagram-Account des Fußballprofis Max Kruse. Jegliche Beiträge in dessen Account waren plötzlich verschwunden, als einziger Post war lediglich ein Video mit dem Moderator Joko zu sehen, der darin posaunte: „Ey Kruse! Your account has been hacked – by me!“ Anschließend wurden die Fans von Max Kruse dazu aufgerufen, an Viva con Agua zu spenden, um den Account wiederherzustellen, während Max Kruse jeden gespendeten Euro wiederum verdoppeln würde.

An sich eine verrückte und außergewöhnliche Social-Media-Aktion mit gemeinnützigem Charakter – wären nicht die Fans entrüstet gewesen. Der Account des Kickers war nämlich bereits einige Monate zuvor gehackt worden und die Follower waren so genervt, dass Kruse auf einen Schlag 10.000 seiner Fans verlor – kein optimales Ergebnis. Allerdings nahm alles noch ein gutes Ende – immerhin kam genügend Geld für das beworbene Projekt, den Bau eines neuen Brunnens in Äthiopien, zusammen und die Spendensumme der Fans wurde, wie versprochen, von Kruse verdoppelt. Und nach der Auflösung der Instagram-Aktion über die Medien waren schließlich auch seine Fans wieder besänftigt.

Wer mehr über den Verein Viva con Agua und seine Projekte erfahren möchte, der kann sich hier informieren:
https://www.vivaconagua.org/projekte.

Vortrag 2:Marketing Innovation – Klassische Markenbildung funktioniert nicht mehr

Prof. Dr. Jürgen Seitz, Professor für Marketing, Medien und Digitale Wirtschaft – Hochschule der Medien, Stuttgart

Der 2. Vortrag, dem ich rückwirkend mehr Aufmerksamkeit schenke, ist der von Professor Dr. Jürgen Seitz, der Marketing, Medien und Digitale Wirtschaft an der Hochschule der Medien in Stuttgart lehrt. Seine Fragestellung lautete, was eine Marke denn eigentlich zu einer Lieblingsmarke macht? Hierzu stellte der Professor eine eigene These auf, nämlich dass nicht unbedingt die beliebteste Marke gewinnt, sondern diejenige, mit der man die beste Experience erfährt – sprich die besten Erfahrungen macht. Anhand von einigen veranschaulichenden Beispielen machte er deutlich, was er damit meinte.

Love OMK

Als erstes Beispiel nannte er den Online-Riesen Amazon, der immer wieder Negativschlagzeilen macht, aufgrund von fragwürdigen Arbeitsbedingungen etc., und somit bei vielen der Kunden vielleicht nicht unbedingt die beliebteste Marke ist. Allerdings sind die Erfahrungen mit Amazon selbst, nämlich beim eigentlichen Bestellprozess, gegensätzlich (das Publikum auf der OMK bestätigte dies vor Ort per Handzeichen). Beschrieben wird dieser immer wieder als besonders schnell – manchmal trifft das Paket sogar noch eher ein als erwartet -, als praktisch – aufgrund eines 30-tägigen Rückgaberechts – sowie als angenehm, wenn es um Rücksendungen geht, da hierbei keine Fragen gestellt werden. Das schätzen die Verbraucher.

Weiterhin führte er Elon Musk auf, der selbst zu einer Marke geworden ist – und bekannt für kontroverse Ansichten sowie natürlich für die Elektro-Automarke Tesla. Auch bei Tesla gab es immer wieder Skandale, was das Fahrverhalten der Fahrzeuge und den Umweltgedanken der Marke angeht. Der Tesla war nie das beste Modell auf dem Markt der Elektro-Mobile, dennoch schaffte es der Kopf des Unternehmens immer wieder auf sich aufmerksam zu machen – entweder durch Sympathie oder dadurch zu polarisieren. So hat er es geschafft, dass die Marke Tesla zunehmend gekauft wird und dazu bei Hollywoodstars überaus beliebt geworden ist. Was diese wiederum gerne zur Schau stellen.

Schließlich brachte Prof. Seitz noch das Beispiel des Homestay-Anbieters Airbnb, im Gegensatz zu gängigen Hotelangeboten. In diesem Bereich gab es bereits Hunderte ähnliche Unternehmen, die auch vielleicht sogar noch ein bisschen besser waren als Airbnb – dennoch habe sich das Unternehmen mit seiner Positionierung und seiner sympathischen Art durchgesetzt. Airbnb hat sich einiges für seine Kunden ausgedacht und umgesetzt – beispielsweise kann jeder seine Wohnung oder sein Eigenheim kostenlos von einem Fotografen ablichten lassen, um so auf der Plattform von Airbnb repräsentative Fotos von seinem Zuhause zeigen zu können. Oder es gab eigens Schulungen für die Hoster, wie sie sich angemessen gegenüber den Übernachtungsgästen verhalten sollten. Durch authentische Hoster und die unterschiedlichsten Wohnobjekte, darunter auch Baumhäuser, Schiffe oder Schlösser, wuchs Airbnb zu einer beliebten Marke und zum Marktführer im Bereich Homestaying heran.

Zum Abschluss wies Dr. Jürgen Seitz noch auf menschliche Vorlieben und Eigenheiten hin. Wir sind laut ihm a) vain (= eitel, laut Seitz übrigens auch darauf, nicht eitel zu sein) und b) lazy (= faul). Dies sollten sich Marken zunutze machen. Zu dieser Aussage bot er zum Abschluss des Vortrags noch einen Einblick in den internationalen Markt.

Ping An

Ping An, die „1-Minuten-Klinik“

In China beispielsweise gibt es die Ping An, eine „1-Minuten-Klinik“. Dabei handelt es sich um eine Art klinische Telefonzelle, in der man Platz nimmt und ein medizinischer Computer die Symptome aufnimmt. Anschließend spuckt dieser ein Rezept oder die erforderlichen Medikamente aus. Praktisch, bedenklich – oder was meinen Sie? Mehr zu Ping An: https://www.mobihealthnews.com/news/asia-pacific/ping-good-doctor-launches-commercial-operation-one-minute-clinics-china

Oder dann wäre da noch der Roboter Ugo, der wäscht und die Wäsche im Nachgang bügelt und zusammenlegt. Wer wünscht sich nicht so einen Waschroboter? Aber pssst „¦! Es wird gemunkelt, dass der sich noch in der Testphase befindende Roboter im Hintergrund zu Teilen von einem Menschen gesteuert wird. Weitere Informationen zu Ugo: https://yellrobot.com/laundry-robot-ugo-mira-robotics/.

Roboter Ugo

Der Roboter Ugo zielt auf unsere Lazyness (Faulheit) ab

Ein weiteres Beispiel kam aus den USA, und zwar die Cafe X-App. Das Unternehmen Cafe X aus San Francisco bietet einen Kaffeedienst an, der smart gesteuert wird. Man sucht sich seinen Cappuccino, seinen Eiscafé oder anderes Kaffeegetränk aus, bestellt dieses per App und der heiße und bereits bezahlte Kaffee wartet schon am Cafe X-Counter unten im Firmengebäude. Kaffeekochen auf die einfache Art.

Zum Abschluss fasste der Redner noch einmal zusammen, dass bei einer Marke Authentizität, Emotionalität und die persönliche Beziehung zählen. Daneben wollen unsere grundlegenden menschlichen Bedürfnisse angesprochen und befriedigt werden – wir möchten ein Produkt oder eine Dienstleistung so schnell und einfach wie möglich konsumieren. Wer diese Erkenntnisse für sich und sein Portfolio einsetzt, kann womöglich die Sichtbarkeit seiner Marke nachhaltig erhöhen, so die Schlussfolgerung von Prof. Dr. Jürgen Seitz.

Mehr zu Markenbekanntheit und wie man diese anhand von SEO-spezifischen KPIs messen kann, finden Sie in diesem ABAKUS-Blogartikel.

Vortrag 3:Bessere Prozesse, bessere Ergebnisse – keine Angst vor neuen Arbeitsweisen im Marketing

Antje Kroon u. Marco Luschnat, Ministry Group
Agile, Kanban, Co-Creation, Design Thinking, New Work – alles Begriffe, die einem im täglichen Agenturleben immer wieder mal begegnen. Doch was können – und vor allem, was bringen – diese Wortphrasen, wenn sie lebendig werden? Mit dieser Thematik beschäftigten sich Antje Kroon und Marco Luschnat in ihrem Vortrag. Beide bringen mehrere Jahre Agentur Know-how mit und ziehen ihre Erfahrungen aus unterschiedlichsten Agenturprojekten und Pitches. Einige ihrer Praxistipps und Ansätze habe ich hier aufgegriffen:

  1. Je erfolgreicher ein Projekt umgesetzt werden soll, umso wichtiger ist die Einbindung aller relevanten Personen im Unternehmen schon vor bzw. direkt bei Projektbeginn. Das kann neben dem Geschäftsführer eine Person aus dem Vertriebsteam oder auch aus der Fertigung sein, der Redakteur, der regelmäßigen Unternehmens-Content erstellt oder eine Person aus dem Kundenservice. Alle Personen, die so nah wie möglich mit dem Produkt und dem Kunden in Verbindung stehen.
  2. Daneben darf man auch dem Kunden noch ein Stückchen näher kommen und ihn gegebenenfalls einfach mal direkt zum Produkt, seinen Wünschen und seinem Bedarf befragen. Nur dann erhält man die Antworten die man benötigt, um das eigene Produktportfolio und seine Leistungen zu präzisieren.
  3. Beim dritten Punkt plädierte die Ministry Group für mehr Transparenz gegenüber dem Kunden, woraus großes Vertrauen und ein noch positiveres Miteinander entstehen kann. Dies wird durch transparente Prozesse seitens der Agentur sowie seitens des Kunden geschaffen. Beispielsweise durch beidseitige Zeit- und Projektpläne und festgelegte, wöchentlich wiederkehrende Gesprächstermine – telefonisch oder noch besser, persönlich.

Neben diesen drei Tipps gibt es laut der Ministry Group verschiedene weitere nützliche Methoden und Tools, die den Ablauf von Projekten und Prozessen verbessern können. Eine dieser Methoden ist beispielsweise das Weekly Scrum, bei dem im Projekt-Meeting einmal wöchentlich die folgenden Fragen gestellt werden:

  1. Was habe ich seit dem letzten Meeting getan?
  2. Was plane ich, bis zum nächsten Meeting zu tun?
  3. Was hat mich bei der Arbeit behindert?

Auch bei ABAKUS wird diese Scrum-Fragetechnik in Projektmeetings erfolgreich eingesetzt. So kennt jeder den aktuellen Projektstand und die Aufgaben der anderen Teammitglieder. Auch mögliche Hindernisse können aufgedeckt und ggf. nachgesteuert bzw. durch andere Abteilungen unterstützt werden.

Neben dieser Methode schlägt die Ministry Group den Einsatz eines Kanban-Boards vor. Ein solches Board kann in Form einer geeigneten Software wie Trello oder auch als Pin-Board realisiert werden.

Beispiel für ein Kanban-Board
(Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Kanban-Tafel#/media/Datei:Simple-kanban-board-.jpg)

Auf einem solchen Board befinden sich alle anstehenden Aufgaben in Form von Kärtchen oder Pins. Die Aufgaben können kontinuierlich um weitere Aufgaben ergänzt werden. Jedes Mitglied nimmt sich aus der ToDo-Spalte drei Aufgaben und legt diese in die In-Bearbeitung-Spalte. Diese werden dann in einem vorgegebenen Zeitrahmen umgesetzt. Wurden alle Aufgaben erfolgreich abgearbeitet, wandern die Kärtchen/Pins in die Erledigt-Spalte.

Der Vorteil dieser auf Kanban basierenden Methode ist, dass jegliche Projektschritte transparent für alle Beteiligten sichtbar sind. Daneben wird festgehalten, welches Teammitglied an welchen Umsetzungen beteiligt ist und alle Team-Fortschritte sind direkt sichtbar.

Fazit

Die diesjährige OMK bot einen bunten Mix an abwechslungsreichen Vorträgen und gerne hätte man sich „zweigeteilt“ und vielen weiteren Speakern zugehört. Es wurde eine Menge Input geboten und insgesamt ist die OMK ein lohnenswerter Kongress für alle Marketing-, SEO- oder Blogger-Experten. Man erweitert adhoc sein Wissen und lernt neue Sichtweisen durch die eigenen Erkenntnisse der verschiedenen Referenten kennen. Ich kann uneingeschränkt empfehlen, die OMK einmal selbst zu besuchen. Vielleicht sogar im kommenden Jahr?
Frage an den Leser: Wer hat die OMK noch besucht und welche spannenden Vorträge haben Sie begeistert?



Nina Fricke

Über Nina Fricke

Marketing
Nina Fricke ist als Marketing Managerin bei ABAKUS für Themen rund um klassisches Marketing, Online-Marketing und Eventmanagement im Haus zuständig. Die gelernte Mediendesignerin und studierte Marketing- und Kommunikationswirtin kennt sich nicht nur bestens mit OffPage-SEO aus, sondern verschönert nebenbei auch Grafiken und schiebt mit CSS auch mal Boxen auf der Website hin und her.
Alle Artikel von: Nina Fricke

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